Der Frosch muß weg
eine Operette für Kinder
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1. Szene (Ausschnitt)
Erzähler:
Es war einmal gar nicht so lange her, in einem kleinen Königreich-
-in einem sogar ziemlich kleinen Königreich, daß hieß Froschreich-
und das hatte nur sehr wenige Einwohner.Um genau
zu sein, hatte es exakt drei Einwohner, und das ist wirklich nicht sehr
viel, sogar für ein sehr kleines Königreich wie Froschreich.
Dieses Königreich war ungefähr so groß wie eine mittlere Drei-Zimmer-Wohnung.
Aber mehr Platz braucht man für drei Einwohner ja auch nicht, und so lebten alle
glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.
Fast.
Nur fast.
Denn eines Tags geschah das "Schreckliche"
Das sagt jedenfalls Königin Ernestine, wenn sie davon spricht. Dann sagt sie immer-
Königin Enerstine ist aufgetreten
Königin:
Das Schreckliche!
Erzähler:
Und dann fällt sie in Ohnmacht.
Königin Ernestine tut es
Erzähler:
Aber soweit sind wir jetzt noch nicht. Noch ist das Schreckliche gar nicht
passiert. Noch ist die Welt in Froschreich in Ordnung, und nichts deutet darauf
hin, das heute das Schreckliche passieren wird. Es ist der 38. August, und
König Karl-Eduard-
König:
Der 39. Es war am 39. August.
Erzähler:
Das ist übrigens König Karl-Eduard, und wenn ihr irgendetwas wissen wollt, was mit Zahlen oder Terminen zu tun hat, braucht ihr bloß König Karl Eduard zu fragen- Könige haben davon endlos viele im Kopf-
No 1 Die handelnden Personen
König:
Ich bin König Karl-Eduard
Ich bin ein König von Format
und habe oft Termine
weil ich soviel beschäftigt bin
und meine Frau, die Königin,
das ist die Ernestine
Ich herrsche nett, gerecht und klug
wie das ein guter König tut.
das nennt man dann regieren
das sieht zwar gar nicht schwierig aus
doch geh ich morgens aus dem Haus
muß ich mich konzentrieren
Und komm ich abends dann nach Haus
zieh ich mir meine Schuhe aus
und habe Feierabend.
Dann muß Prinzessin Bernadette
ob´ihr paßt oder nicht, in´s Bett
denn ich will meine Ruhe haben.
Königin:
Ich heiße Ernestin und bin
in diesem Schloß die Königin
und liebe Etikette
was heißt, ich achte hier im Staat
drauf, daß man Manieren hat-
vor allem Bernadette.
Ich sage, schmatze nicht, mein Kind,
weil wir so feine Leute sind
und sei niemals gewöhnlich
und wenn sie an den Nägeln kaut
dann krieg ich Ausschlag auf der Haut
und nehme es persönlich.
Bernadette:
Ich bin Prinzessin Bernadette
und manchmal denke ich, ich hätt
so gern Spielkameraden
doch dann sagt Mama, liebes Kind
sei froh, daß wir von Adel sind
man kann nicht alles haben.
Ich lern französisch und Klavier
und Papa ist sehr nett zu mir
solang ich nicht viel rede.
dann sagt er, schwatzen tut man nicht
und alle haben ihre Pflicht
und das find ich so
gespr. blöde!
Königin:
Bernadette!
Bernadette:
Pardon, Mama.
Alle:
Wir leben hier in einem Schloß
im Grunewald im Ergeschoß
da wohnen ja nicht viele.
Wir haben uns ganz furchtbar lieb
zumindest, glaub ich, im Prinzip
das nennt man dann Familie.
Erzähler:
Also es war am 39. August, als das Schreckliche passierte. aber das Frühstück war noch ein ganz normales Frühstück....
2. Szene
Königin Ernestine geht ab. Bernadette bleibt mit dem Ball alleine zurück.
Erzähler:
Ja, das war doch eigentlich sehr schön, daß Königin Ernestine Bernadette den
goldenen Ball schenkte! Stellt euch mal vor, ein ganzer Ball aus purem Gold!
Bernadette:
Blöder Ball!
Erzähler:entrüstet
Bernadette!
Bernadette:
Ist doch wahr!
No 4 Der blöde Ball
So ein Ball
so ein Ball
ist ein ganz besond`rer Fall
so ein Ball
nur aus Gold
macht viel Krach,
wenn man ihn rollt-
Ernestine (off)
Kind, dieser Lärm ist ja nicht zum Aushalten! Geh doch bitte auf den Hof, wenn
du spielen willst!
Bernadette:
So ein Ball
aus Metall
macht beim Schmeißen nur Krawall
und er springt
nur bedingt
denn so´n Ball hat keinen Drall (.....)
Der Ball ist in den Brunnen gerollt.
Frosch:im Brunnen
Autsch!
Bernadette:
Ach du Schande- jetzt ist der Ball in den Brunnen gekullert-
Da wird Mama aber schimpfen!
Sie geht zum Brunnen und guckt hinein.
Bernadette:
So ein blöder Mist!
Frosch: aus dem Brunnen
So ein blöder Mist!
Bernadette:
Das muß aber ein verflixt tiefer Brunnen sein- der hat ja sogar ein
Echo.ruft Hallo!
Es entwickelt sich ein vokales Duett- Bernadette singt in den Brunnen Phrasen hinein,
der Frosch antwortet- meistens im Rhytmus doppelt so schnell, so daß Bernadette gezwungen wird, das Tempo zu steigern.
Bernadette:
Das ist das merkwürdigste Echo, daß ich je gehört habe. ruft Hallo Echo?
Frosch:
Ja?
Bernadette:
Wirklich sehr merkwürdig. Liebes Echo, ist da unten bei dir eventuell eine
goldene Kugel angekommen?
Frosch:
Sollte Sie?
Bernadette:
Ich denke schon.
Frosch:
Warum?
Bernadette:
Nun, sie ist hier oben losgefallen, und goldene Kugeln kommen meistens unten an,
wenn man sie oben losfallen läßt.
Frosch:
Hast du sie oben losfallenlassen?
Bernadette:
Nicht direkt.
Frosch:
Könntest du das eventueller genauer beschreiben?
Bernadette:
Nun-
Frosch:
Es ist sehr unhöflich, auf eine Frage keine Antwort zu geben.
Benradette:
Entschuldige- ich habe mich noch nie mit einem Echo unterhalten- jedenfalls noch nie
so lange-
Frosch:krabbelt aus dem Brunnen. Vorwurfsvoll
Wenn du sie nämlich losfallenlassen, wäre das eine ziemlich dumme Idee
von dir gewesen. Jetzt hab ich eine Beule.
Bernadette:
Iiih! Ein Frosch!
Frosch:
Na hör mal! Sag ich vielleicht Iih! ein Mädchen? Ist das eine Art, einen
zu begrüßen? Und daß nachdem du mir fast den Kopf kaputtgeschlagen hast?
Du hast dich noch nicht mal entschuldigt!
Bernadette:
Du bist aber riesig!
Frosch: geschmeichelt
Nicht wahr?
Bernadette:
Sind alle Frösche so groß- Ich meine, ich habe noch nie einen Frosch gesehen-
Aber ich dachte immer, Frösche wären kleiner. Sehr viel kleiner.
Frosch:
Die meisten schon. Ich bin ein ausnehmend kräftiges Exemplar.
Mein Urgroßvater mütterlicherseits war ein Ochsenfrosch.
Bernadette:
Das erklärt alles. Tut mir leid mit der Kugel. Hat es sehr weh getan?
Frosch:
Ziemlich. Fühl mal.
Bernadette:
Hui-hui! Das wird aber ein richtiges Horn.
Frosch:
Prima. Dann bin ich jetzt ein Nashorn.
Bernadette:
Unsinn. Du bist ein Frosch.
Frosch:
Woher willst du das wissen? Du hast doch noch nie einen Frosch gesehen?
Hast du gerade selber gesagt.
Bernadette:
Aber du hast gesagt, du bist ein Frosch.
Frosch:
Wir Frösche können alles sein, was wir wollen. Wenn wir wollen. Und jetzt bin ich ein Nashorn.
Bernadette:
Aber du hast dein Horn nicht auf der Nase- du bist allerhöchstens ein Kopfhorn.
Frosch:
Wenn ich sage, ich bin ein Nashorn, dann bin ich ein Nashorn. Ist doch langweilig,
immer dasselbe zu sein.
Bernadette:
Aber das muß man doch?
Frosch:
Blödsinn. Bist du immer dasselbe?
Bernadette:
Natürlich.
Frosch:
Ich nie.
Königin: hinter der Bühne
Ber-nadehette!
Frosch:
Bist das du?
Bernadette:
Das ist meine Mama. Ich muß jetzt gehen.
Frosch:
Warum?
Bernadette:
Hast du doch gehört. Sie hat mich gerufen.
Frosch:
Wenn du jetzt nicht Bernadette wärest, sondern zum Beispiel ..eine Katze-
dann müßtest du jetzt nicht gehen.
Bernadette:
Eine Katze?
Frosch:
Hast du schon mal gehört, daß eine Katze kommt, wenn man sie ruft?
Bernadette:
Ich hab keine Katze. Ich habe gar kein Haustier.
Frosch:
Guck mich nicht so an. Ich bin kein Haustier.
Bernadette:
Ich weiß. Aber du könntest eins sein.
Frosch:
Nur, wenn ich will.
Königin:
BER- Na- Det- TE!
Frosch:
Na, dann- Schade daß du gehen mußt.
Bernadette:
Vielleicht komm ich ja morgen wieder. Das heißt, wenn Mama mich läßt.
Frosch:
Da haben Frösche es besser. Die dürfen hinhüpfen und herhüpfen, so wie sie wollen.
Er hüpft in den Brunnen. Bernadette läuft nochmal zum Brunnen.
Bernadette:
Moment mal!
Frosch:off
Was ist denn?
Bernadette:
Könntest du mir noch meinen Ball wiedergeben? Meine Mutter wird fuchsteufelswild, wenn ich ohne nachhause komme.
Frosch:taucht wieder auf.
Was krieg ich denn dafür?
Bernadette:
Na hör mal!
Frosch:
Im Märchen darf der Frosch sich was wünschen, wenn er den goldenen Ball
wieder raufholt.
Bernadette:
Das ist Erpressung.
Frosch:
Ist ein ziemlich schwerer Ball.
Bernadette:
Also gut- was willst du haben?
Frosch:
Ich will von deinem Tellerchen esen und ich will in deinem Bettchen schlafen.
Bernadette:
Hm- von mir aus gerne, aber ich glaube, meine Mutter hätte was dagegen.
Mama kann Frösche auf den Tod nicht ausstehen.
Frosch:
Was soll das denn bitte jetzt heißen?.
Königin:off
Bernadette- wenn du nicht in drei Minuten am Tisch sitzt, gibt es kein
Abendbrot!
Frosch:
Also? Darf ich von deinem Tellerchen essen?
Bernadette:
Gibst du mir jetzt bitte meinen Ball wieder!
Frosch:
Und darf ich dann in deinem Bettchen schlafen?
Bernadette:
Ich krieg Ärger!
FRosch:
Na dann- war nett, dich kennenzulernen-
Bernadette:
Nein, halt! Warte. In Ordnung!
Frosch:
Geschworen?
Bernadette:
Geschworen. Aber jetzt mach!
Frosch:
Großes Froschehrenwort?
Bernadette:
Großes Froschehrenwort.
Der Frosch rollt die Kugel aus dem Brunnen. Bernadette greift sie und rennt ab.
Frosch:ruft ihr hinterher
Denk dran, du hast es versprochen! Ich komm dich besu-huchen!
Königin:
BER- NAHA- DEHETTE!!!!